Special

1900

Novecento

Regie: Bernardo Bertolucci
Mit: Robert De Niro, Gérard Depardieu, Dominique Sanda, Laura Betti, Donald Sutherland, Burt Lancaster, Sterling Hayden, Alida Valli

Italien/BRD/Frankreich 1976 | 315 min

Italienisch

 1900
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Ein berühmtes Gemälde als Vorspann: „Il quarto stato“ von Giuseppe Pellizza da Volpedo (1901) ist nicht als Standbild aufgenommen, sondern als Szene, in der die Kamera langsam von der Nahaufnahme in die Totale zurückfährt. Der Aufbruch einer neuen Zeit, in der die Arbeiterklasse in die Geschichte eintritt.
Am 27. Jänner 1901 stirbt Giuseppe Verdi, im selben Jahr werden Olmo Dalco als Sohn eines Bauern und Alfredo Berlinghieri als Sohn eines Großgrundbesitzers geboren. Trotz der Klassenunterschiede werden sie ihr ganzes Leben Freunde sein, und in ihrer Hassliebe zueinander offenbaren sich die vielen Gemeinsamkeiten der beiden Männer. Während des Faschismus getrennt, kreuzen sich ihre Wege nach Kriegsende wieder.
Die Handlung selbst entfaltet sich als Rückblende, den Rahmen bildet der Tag der Befreiung. Der Film endet mit einem kurzen Epilog, der die beiden Protagonisten noch einmal als streitende Greise vereinigt.
Bertoluccis großes Epos über das Leben auf dem Lande verläuft analog dem Wechsel der Jahreszeiten: Der Film beginnt im langen Sommer der Kindheit und Jugend, in der der Padrone beinahe noch im Einklang mit seinen Bauern lebt. Der Herbst ist die Zeit der Krise, in der die Grundbesitzer ihr Bündnis mit den Faschisten eingehen. Der Winter markiert die die Zeit der Terrorherrschaft, der Frühling die Befreiung.
Am Ende deutet sich schon jener „historische Kompromiss“ zwischen Kommunisten und Christdemokraten an, der die italienische Innenpolitik lange Jahre prägte.
Der Originaltitel Novecento bezieht sich auf das bewegte 20. Jahrhundert, nicht auf das Jahr 1900. „Wer dem Film heute wiederbegegnet, der erkennt, dass das epische Kolossalgemälde zugleich ein dialektischer Diskurs über die Geschichte und ein filmsprachlich schwelgerisches Kunstwerk ist.“ (111 Meisterwerke des Films)

Wesentlichen Anteil am künstlerischen Erfolg des Films hatte die Musik von Ennio Morricone. Der am 6. Juli 2020 91-jährig verstorbene Morricone schuf für NOVECENTO einen seiner besten Scores. Morricones Musik ist beeindruckend vielfältig und versteht es meisterhaft, Bertoluccis Erzählung den richtigen Klang zu verleihen. Die Stimmung reicht dabei von expressiver Freude („Tema di Ada“) bis zu fast unerträglicher Spannung (das atonale „Autunno 1922“). Am beeindruckendsten aber ist das Eröffnungsthema „Romanzo“, das sich vom intimen Klarinettensolo zur vollen orchestralen Blüte im typischen Morricone-Stil entwickelt.

Mit freundlicher Unterstützung durch das Italienische Kulturinstitut Wien.

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