Henry Fonda For President
Regie: Alexander Horwath | Kamera, Ton und Montage: Michael Palm | Künstl. Mitarbeit, Recherche und Drehkoordination: Regina Schlagnitweit
engl. OmU
Rezensionen
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„Grandios, unglaublich, unfassbar. Ein Standardwerk.“
Der Film beginnt mit einer persönlichen Erinnerung: Paris, im Sommer 1980. Zur selben Zeit finden in Moskau die Olympischen Spiele statt; in Detroit wird Ronald Reagan zum Kandidaten der Republikanischen Partei für das Amt des US-Präsidenten gekürt; in New Hampshire dreht Henry Fonda seinen letzten Film. Zwei Schauspieler skizzieren zwei verschiedene Weisen, die Vereinigten Staaten von Amerika ins Visier zu nehmen: als God’s Own Country oder als Schauplatz sozialer Kämpfe.
Es folgt ein gewaltiger Rücksprung: nach Holland, ins Jahr 1651. Eine doppelte Migrationsgeschichte nimmt ihren Lauf, die Geschichte eines Mannes und seiner Familie – und die Geschichte einer Nation in Bewegung. Die Reise des Films führt an die Ufer des Mohawk River und in die Jahre der Amerikanischen Revolution, in den „Wilden Westen“ und zu den rassistischen Ausschreitungen des frühen 20. Jahrhunderts, nach New York zur Zeit der Großen Depression, entlang der Route 66 – von der „Dust Bowl“ nach Kalifornien, und nach Hiroshima, an die Pazifikfront im Zweiten Weltkrieg.
Die Nachkriegs-Ära und ihre neuen Arten der Depression, der Kalte Krieg und seine apokalyptischen Anmutungen – das ist auch die Zeit, in der sich die Gesellschaft des Spektakels endgültig durchsetzt. Unser Protagonist ist der Politikerrolle nun näher denn je.
Rund um das Jahr 1976 kommt die Erzählung an ihr Ende: nach Watergate und dem Vietnamkrieg, als sich die USA neu zu erfinden suchen.
Henry Fonda bahnt dieser Erzählung den Weg: Alle Stationen der Reise durchs Land und dessen Zeiten sind mit ihm verbunden – mit seinem Leben und dem seiner Vorfahren; mit seiner Arbeit als Schauspieler und seiner öffentlichen Person; mit den Kinofiguren, die er darstellte. In ihnen fokussiert er sich selbst – und das Land, aus dem alle diese Gesichter herrühren. Von heute aus betrachtet: ein anderes Land, eine andere Zeit. Aber deren Gespenster, egal ob prominent oder namenlos, sind wirksamer denn je.
Ein dokumentarischer Essay über die USA – betrachtet durch das Brennglas eines Filmschauspielers. Henry Fonda und seine Rollen verschmelzen zu einer schillernden und konfliktreichen Figur. Ein sehr zurückhaltender Mensch, der sich selbst als Anonymus, als „Leerstelle“ begreift, wird zum Motor, zum heimlichen Autor einer großen Amerika-Erzählung. Seine Stimme, aufgenommen 1981 im Zuge seines letzten Interviews, und die Charaktere, die er spielte, führen durch den Film – und auf einen Road Trip quer durch die USA: von einem Ort namens Fonda, NY, über den Mittleren Westen, wo der Schauspieler aufwuchs, bis zum Pazifik. Und sie führen durch die Geschichte des Landes, von 1651 bis in die 1980er Jahre, als ein anderer Filmschauspieler US-Präsident wurde.